In vielen Postfächern landen in diesen Tagen E-Mails mit einer, zumindest auf den ersten Blick, erfreulichen Neuigkeit. Im Betreff ist von einer Steuerrückerstattung die Rede, Absender scheint „Her Majesty’s Revenue and Customs“ (kurz HMRC) zu sein – die britische Steuerbehörde. Jeder Empfänger mit Geschäftsbeziehungen in das Vereinigte Königreich dürfte hier also genauer hinsehen.
Gefälschtes Formular unter königlichem Emblem
Um in den Genuss der Rückerstattung zu kommen, wird der Nutzer – wie bei Phishing-Mails üblich – zum Klicken eines Links aufgefordert. Dieser führt auf eine täuschend echt nachgeahmte Seite der britischen Behörde – inklusive Web-Formular. Doch auch das königliche Emblem über dem dortigen Web-Formular sollte auf keinen Fall dazu verleiten, die abgefragten persönlichen Daten (Name, Adresse, Versicherungsnummer, Kreditkartennummer) zu übermitteln.
Echte HMRC warnt vor gefälschten Mails
Wie die echte Behörde auf ihrer Webseite mitteilt, werden personenbezogene Daten grundsätzlich nicht per E-Mail abgefragt, noch würden auf diesem Weg Steuerrückerstattungen angekündigt. Das HMRC nennt gleich eine Reihe ähnlicher Betrugsvarianten und warnt ausdrücklich davor, dass diese Mails als Absender teils auch die korrekten Mailadressen der Behörde enthalten können.
Korrekte Adressdaten kein Beweis für Seriosität
Grundsätzlich sind weder eine richtige Absenderadresse noch korrekte Adress- und Telefondaten der Empfänger ein Indiz für die Seriosität derartiger Mails. Bei vergleichbaren Phishing-Wellen waren Angreifer in der Lage, die Empfänger mit korrekter Anrede und persönlichen Informationen in die Irre zu leiten. Zudem ähneln die gefälschten Benachrichtigungen nicht nur inhaltlich sondern auch optisch zunehmend den Original-Nachrichten. Sie sind sprachlich korrekt formuliert und enthalten authentische Logos, Schriftarten und -farben.
Wie sich Nutzer und Administratoren schützen können
Neben zuverlässigen Security-Lösungen mit stets aktuell gehaltenem Spam- und Virenschutz ist erhöhte Wachsamkeit und eine aufmerksame Plausibilitätskontrolle der Nutzer unerlässlich. Im geschäftlichen Umfeld sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter daher für den Umgang mit verdächtigen Mails sensibilisieren. Dabei sind – unabhängig von einzelnen Bedrohungen – grundsätzlich folgende Tipps zu beachten:
- Aufgrund der großen Ähnlichkeit zum Original ist bei Phishing-Mails die sorgfältige Überprüfung der verlinkten Zieladresse umso wichtiger. Per Mouseover kann der Link schon vor dem eigentlichen Klick überprüft werden. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, die Webadresse des vermeintlichen Absenders manuell in den Browser einzutippen und sich dort direkt in den geschützten Kunden- beziehungsweise Nutzerbereich einzuloggen. Die Echtheit einer Website lässt sich auch über das Verschlüsselungssymbol in der Adresszeile überprüfen.
- E-Mail-Anhänge sollten grundsätzlich nur dann geöffnet werden, wenn die E-Mail vertrauenswürdig erscheint, der Absender bekannt sowie der in der E-Mail beschriebene Vorgang üblich ist.
- Auch auf den ersten Blick korrekte E-Mailadressen sind kein Anzeichen für die Echtheit einer Nachricht. Die im E-Mail Client angezeigten Adressen lassen sich von Online-Kriminellen mit vergleichsweise geringem Aufwand ebenfalls fälschen. Im Zweifelsfall gilt: Besser direkt (telefonisch) beim vermeintlichen Absender rückversichern.
- Viele Viren oder Ransomware wie „Locky“ verbreiten sich über so genannten Makros in Mailanhängen. Viele IT-Security-Lösungen bieten Administratoren die Möglichkeit, potenziell gefährliche Dateianhänge nach bestimmten Kriterien grundsätzlich zu blockieren.
- Viele Angreifer finden ihren Weg in die Systeme über so genannte „Backdoors“. Diese Einfallstore entstehen durch Sicherheitslücken in Betriebssystemen oder Software. Nutzer und Administratoren sollten daher alle Systeme stets auf dem aktuellsten Stand halten. Dazu zählen neben der Installation von Betriebssystem-Patches auch regelmäßige Updates von Office-Anwendungen, Internetbrowsern, des Flash Player sowie von PDF-Readern.
- Professionelle Security-Lösungen erhöhen die Sicherheit vor Phishing-Attacken zusätzlich. Spezialisierte Cloud-Anbieter wie Retarus ergänzen ihre Filterregeln kontinuierlich und erhöhen durch den Einsatz gleich mehrerer Virenscanner die Wahrscheinlichkeit, auch neuartige Bedrohungen zuverlässig zu erkennen. Zusätzlich verhindern Schutzmechanismen wie Web-Security-Filter das versehentliche Öffnen von Phishing-Seiten.